Strukturen des Lebens

„Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit der Malerei und entwickle in meiner künstlerischen Praxis ein besonderes Interesse an Stillleben und der Popkultur. Von mir gewählte Objekte liefern meinen Bildern den Vorwand, um ein meditatives Universum zu erzählen, in dem ich über die tiefere Bedeutung der Dinge und die Ästhetik ihre Darstellung nachdenke.“

Das Bild im Bild ist ein malerischer Kunstgriff, um dem Betrachtenden die Differenz zwischen Wirklichkeit und Illusion aufzuzeigen. Die Gattung Malerei hat in ihrer jahrtausendealten Geschichte vielfältige Techniken entwickelt, um Realitäten abzubilden, uns zu täuschen oder unsere Vorstellungskraft anzuregen. Die bildgebenden Verfahren in der Medizin, dazu gehört auch die Sonographie, also der Ultraschall, verfolgen mit ihren Darstellungen ein anderes Ziel: Es geht um eine möglichst genaue, differenzierte Darstellung von Strukturen und Formen von Organismen, insbesondere inneren Organen.

Die Lehre von der Morphologie findet sich gleichsam auch in der Bildwissenschaft wieder. Dies zeigen Noemi Durighellos großformatige Gemälde und ihre als Serie konzipierten Kleinformate eindrücklich auf.

In gespiegelten oder vervielfachten Formen untersucht die Künstlerin Umrisse, Abgrenzungen, schaut bis auf einen tiefen Bildgrund hinab, aus dem sich neue Variationen von Ellipsen und organischen oder geometrischen Ausgestaltungen in Rot, Gelb, Blau, Schwarz, Grau herausbilden. Wie bei den Ultraschallbildern entsteht eine räumliche Darstellung, die malerisch durch das Auftragen von Schichten und Auslassungen im Malgrund erzeugt werden. Noemi Durighello spielt mit unserer Wahrnehmung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund, indem sie bestimmte Strukturen durch einen sehr glatten bzw. einen gestischen, das heißt bewegten, Pinselduktus hervorhebt. Diese Betonung einzelner Strukturen kann wiederum als ein Verweis auf Ultraschallbilder gedeutet werden, in denen echoarme und echostarke Strukturen sehr dunkel bzw. hell in der Bildgebung sichtbar werden.

In den kleinformatigen Gemälden, die als fortlaufende Reihung gedacht sind, widmet sich Noemi Durighello dem menschlichen Genom als einer Abfolge aus DNA-Basen. Die Malerin entwickelt eine Art Baukastensystem bzw. visuelles Alphabet, das von Bild zu Bild eine Lesbarkeit herzustellen versucht, dessen Entschlüsselung aber im Verborgenen bleibt.

 

Projektpartner:innen:

Dr. Mariam Adamu – Sonografie für die Tumorchirurgie
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Dresden

Tumoren im Bereich des Bauches und des Brustkorbes werden an der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie mit modernsten Verfahren operiert. Bei der Diagnostik, Therapie und Nachsorge spielt die chirurgische Sonografie eine wichtige Rolle. Erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten nutzen den Ultraschall beispielsweise ergänzend, um Lage und Ausmaß eines Tumors genau zu bestimmen.  Die Bildgebungsmethode dient zudem dazu, mögliche Komplikationen oder die Funktion von Organen und Gefäßen nach einem Eingriff abzuklären sowie Kontrolluntersuchungen im Rahmen der Tumornachsorge durchzuführen. Mithilfe von Kontrastmitteln lassen sich verschiedene Tumortypen, etwa in der Leber, voneinander unterscheiden. Bei Operationen ist die Sonografie unverzichtbar, um die Resektionslinien festzulegen. Auch bei kleinen Interventionen kommt sie zum Einsatz, um zum Beispiel Gewebeproben eines Tumors an der richtigen Stelle zu entnehmen.

Dr. Anna Poetsch, Mario Aguilar-Herrador – Erbgutschäden und Krebsentstehung 
Gruppe Biomedizinische Genomik, Biotechnologisches Zentrum (BIOTEC), TU Dresden

Wie hängen Genetik und die Entstehung von Krebs zusammen? Bei einzelnen Patientinnen und Patienten ist die Verteilung von DNA-Schäden und Mutationen über das Genom sehr unterschiedlich. Bis heute sind die Mechanismen, die zu individuellen Mustern von DNA-Schäden und somatischen Mutationen führen, nur unzureichend erforscht. Die Forschenden nutzen daher Computertechniken und Ansätzen des maschinellen Lernens, um diese Mechanismen zu modellieren und zu bewerten. Dies ist die Basis für die Entwicklung klinischer Anwendungen und ein wichtiger Wegbereiter für eine personalisierte Krebstherapie.