Operative Entfernung von Lebermetastasen bei Darmkrebs – Zweitmeinung an großem Zentrum wichtig
Operative Entfernung von Lebermetastasen bei Darmkrebs – Zweitmeinung an großem Zentrum wichtig
Darmkrebs ist deutschlandweit die zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern. Nicht selten bilden Tumoren des Darms gefährliche Metastasen in der Leber aus. Nur wenn diese Tochtergeschwulste durch eine Operation vollständig entfernt werden, besteht Aussicht auf Heilung. Um die Machbarkeit und Chancen eines entsprechenden Eingriffs auszuloten, beraten an großen Zentren Expertengremien aus Chirurgen und Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam über die bestmögliche Behandlung jedes einzelnen Patienten. Anlässlich des Darmkrebsmonats März empfiehlt das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Darmkrebspatienten mit Lebermetastasen, so früh wie möglich eine Zweitmeinung an einem großen Zentrum einzuholen.
Metastasen sind oft gefährlicher als der Primärtumor selbst. An ihnen sterben die meisten Krebspatienten. Bei jedem zweiten Patienten mit Dick- oder Enddarmkrebs treten im Verlauf der Erkrankung Metastasen auf. Diese Tochtergeschwulste bilden sich zumeist in der Leber aus, wo das gesamte Blut des Magen-Darm-Trakts gefiltert wird. Lassen sich die Metastasen operativ entfernen, überleben gut 40 Prozent der Patienten einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren, bei jedem fünften sind es zehn Jahre und mehr. Ohne eine entsprechende Operation liegt das Fünfjahres-Überleben bei unter zehn Prozent. Die Operationsmethoden und kombinierten Behandlungsansätze haben sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt, kommen aber aktuell noch nicht allen betroffenen Patienten zugute. Um sicherzugehen, dass alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, sollten Patienten die hervorragende Expertise und Erfahrung großer Zentren nutzen.
Rund 190 Leber-Operationen werden jährlich an der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden vorgenommen. „Während meines Studiums galten nur wenige und überwiegend auf eine Leberhälfte begrenzte Metastasen als operabel. Heute weiß man, dass man auch mehrere Metastasen entfernen kann und dass es hier keine absolute Obergrenze gibt. Auch eine Verteilung der Metastasen auf beide Leberhälften schließt eine Operation in kurativer Absicht, das heißt mit dem Ziel der Heilung, nicht aus“, erklärt PD Dr. Carina Riediger, 1. Oberärztin der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums Dresden. Dabei ist es beispielsweise auch möglich, wichtige Blutgefäße der Leber aus körpereigenem Gewebe zu ersetzen – ein schwieriger operativer Eingriff, der viel Erfahrung voraussetzt. Bis zu achtzig Prozent des ursprünglichen Lebervolumens können im Rahmen einer solchen Operation entfernt werden, ohne die lebenswichtige Funktion der Leber zu zerstören. Anschließend besitzt das Organ die Fähigkeit, auf seine ursprüngliche Größe nachzuwachsen.
Werden Lebermetastasen festgestellt, ist eine Operation bei etwa 25 bis 30 Prozent der Patienten zeitnah möglich, oftmals kann diese Operation auch minimal-invasiv durchgeführt werden. „Häufig gelingt es mit einer Chemotherapie, zunächst inoperable Lebermetastasen so weit zu verkleinern, dass eine chirurgische Entfernung doch noch möglich wird“, erklärt Prof. Gunnar Folprecht, Leiter des Fachbereichs Onkologie der Medizinischen Klinik I des Uniklinikums Dresden. „Gerade auch, um verschiedene therapeutische Möglichkeiten optimal kombinieren zu können, besprechen am NCT/UCC Expertengremien aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen – so genannte Tumorboards – die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten. Patienten, die nicht von vornherein an einem großen Zentrum behandelt werden, sollten hier so früh wie möglich eine Zweitmeinung einholen. In jedem Fall ist es besser, einmal zu oft als zu wenig nachzufragen“, rät Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie und Mitglied im Geschäftsführenden Direktorium des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC). „Der Darmkrebsmonat März soll vorrangig darauf aufmerksam machen, wie sich Darmkrebs vorbeugen und so früh wie möglich erkennen lässt. Wir möchten darüber hinaus über Behandlungsmöglichkeiten informieren, die auch bei fortgeschrittenen Darmkrebserkrankungen in vielen Fällen eine wirksame Therapie erlauben, aber noch nicht in allen Fällen ausgeschöpft werden“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden.
Eine Zweitmeinung am NCT/UCC Dresden können Patienten über ihren Onkologen, ihren Hausarzt oder auf eigene Initiative hin einholen. In der Regel genügt es, zunächst alle verfügbaren Befunde zuzuschicken. Eine möglicherweise längere und beschwerliche Anreise ist zunächst nicht nötig. Nur wenn aufgrund der Befunde eine Operation denkbar erscheint, sollten sich Patienten auch persönlich vorstellen. Die Kosten für eine zweite ärztliche Meinung werden teilweise von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen übernommen. Im Vorfeld sollten Patienten daher mit ihrer Krankenversicherung klären, ob und unter welchen Voraussetzungen sie die Kosten für eine Zweitmeinung übernimmt.
Kontakt für Patienten oder Ärzte, die Interesse an einer Zweitmeinung bei Darmkrebs und Lebermetastasen haben: Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Dresden, Tel.: 0351 458-3200 (Chirurgische Poliklinik/Spezialsprechstunden), E-Mail: zweitmeinungVTG@ukdd.de, Internet: ukdd.de/vtg
Zur Pressemitteilung steht ein Bild in druckfähiger Auflösung zur Verfügung:
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BU: In Tumorboards besprechen Spezialisten verschiedener Fachrichtungen die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten. © Uniklinikum Dresden/Gabriele Bellmann
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Holger Ostermeyer
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