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Aktuelle Studie zeigt neuen Ansatz für eine individualisierte Behandlung von Speiseröhren- und Magenkrebs

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC)

23.08.2024

Prof. Daniel Stange, MSc Juliane Fohgrub, Tim Schmäche (wiss. Doktorand im Labor von Prof. Stange) (v. l.), (c) Stephan Wiegand

Die im Fachmagazin Molecular Cancer veröffentlichte Studie gibt Patientinnen und Patienten mit bösartigen Tumoren in Speiseröhre und Magen, die in einem lokal fortgeschrittenen Stadium entdeckt werden, Anlass zur Hoffnung. Einem interdisziplinären Team aus Klinikern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Prof. Daniel Stange, Oberarzt und Leiter des Chirurgischen Forschungslabors und chirurgischen Studienzentrums am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und Tim Schmäche, Wissenschaftler am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden, gelang es jetzt, einen neuen Ansatz für die Individualisierung der Behandlung dieser lebensbedrohlichen Krebsart zu finden. 

Das NCT ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland. 

Lichtmikroskopische Aufnahme mit 100-facher Vergrößerung eines aus einem Magenkarzinom etablierten Organoidkultur, (c) VTG Forschungslabor
Das Dresdner Forschungsteam untersuchte dafür Patienten-abgeleitete Organoide (PDOs) aus Tumoren der Speiseröhre und des Magens. Diese aus Tumorzellen abgeleiteten 3D-Kulturen sind „Mini-Tumore“, die in Zellkultur den Tumor auf vielfältige Weise nachstellen. Das Forschungsteam prüfte anhand dieser PDOs, ob das in der Klinik beobachtete unterschiedliche Ansprechen der Patient:innen auf das wirksamste Chemotherapie-Behandlungsschema bei Magen- und Ösphaguskrebs im Labor nachgestellt werden kann.

Mit Hilfe einer innovativen Laborprüfung an den PDOs entwickelten die Wissenschaftler einen Test mit Vorhersagewert für das Ansprechen auf das Chemotherapie-Behandlungsschema FLOT. Dieser Test ermöglicht eine Klassifizierung von Patient:innen mit bösartigen Tumoren in Speiseröhre und Magen in sogenannte Therapie-Ansprecher und Nicht-Ansprecher.

„Die Studie unterstreicht die Bedeutung von personalisierten Behandlungsansätzen in der Onkologie“, erklärt Prof. Esther Troost, Dekanin der Hochschulmedizin Dresden. „Die Fähigkeit, das individuelle Ansprechen von Patienten auf Therapien vorherzusagen, kann zu einer erheblichen Verbesserung der Behandlungsergebnisse und der Lebensqualität führen."

Studie und Methode
Die Methode der Studie „Stratifying esophago-gastric cancer treatment using a patient-derived organoid-based threshold“ umfasste die Kultur von endoskopischen Biopsien von Patienten mit lokal fortgeschrittenen Adenokarzinomen des Magens und des Ösophagus. Nach einer Vermehrung der PDOs wurde das Ansprechen der PDOs auf das zur Zeit wirksamste Behandlungsschema für Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Magen- und Ösphaguskrebs mit dem pathologischen Ansprechen der Patient:innen auf die gleiche Therapie verglichen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen eine vielversprechende Vorhersagegenauigkeit der PDOs hinsichtlich des Therapieeffekts auf die Krebszellen, also dem histologischen Ansprechen von Patient:innen auf eine FLOT-Behandlung. 

„Mittels des PDO-basierten FLOT-Tests können FLOT-Ansprecher von Nicht-Ansprechern mit hoher Sensitivität und Spezifität unterschieden werden. Nicht-Ansprechern könnten somit die Nebenwirkungen einer FLOT-Therapie erspart werden und gegebenenfalls in Zukunft alternative und für sie effektivere Therapien angeboten werden“, erläutert Prof. Daniel Stange künftige Einsatzmöglichkeiten des Testsystems.  

Die Forschenden planen nun, ihre Ergebnisse in weiteren Studien zu validieren und einen möglichen klinischen Einsatz dieser Methode zu erforschen.

Die vollständige Studie ist unter dem folgenden DOI verfügbar: DOI: https://doi.org/10.1186/s12943-023-01919-3

Kontakt:
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC)
Fetscherstraße 74/PF 64
01307 Dresden
Tel.: +49 (0)351 458 3371
E-Mail: info(at)nct-dresden.de

Anne-Stephanie Vetter
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus 
der Technischen Universität Dresden
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden
Tel.: +49 (0) 351 458- 17903
E-Mail: anne-stephanie.vetter(at)tu-dresden.de
www.tu-dresden.de/med

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) 
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR). 
Das NCT hat es sich zur Aufgabe gemacht, Forschung und Krankenversorgung so eng wie möglich zu verknüpfen. Es ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin und weiteren herausragenden Forschungspartnern an verschiedenen Standorten in Deutschland. Ziel des NCT ist es, Innovationen in der Krebsforschung in Deutschland zielgerichtet und schnell in Studien zu überführen, um Krebs bei hoher Lebensqualität erfolgreich zu diagnostizieren und zu behandeln. Patientinnen und Patienten sind dabei Forschungspartner auf Augenhöhe.
Das Dresdner Zentrum baut auf den Strukturen des Universitäts KrebsCentrums Dresden (UCC) auf, das 2003 als eines der ersten Comprehensive Cancer Center (CCC) in Deutschland gegründet wurde. Seit 2007 wurde das Dresdner Zentrum von der Deutschen Krebshilfe e.V. (DKH) kontinuierlich als „Onkologisches Spitzenzentrum“ ausgezeichnet.