Immuntherapie

Tumorzellen können dem Immunsystem auf verschiedene Weise ausweichen. Diese Ausweichmechanismen sollen mithilfe der modernen Immuntherapie gezielt ausgeschaltet werden. Wissenschaftler am NCT entwickeln hierfür verschiedene Strategien. Diese zielen u.a. darauf, die Tumor-Umgebung zu verändern, T-Zellen aktiv zu den Tumorzellen zu lenken, die Immunreaktion durch Impfungen zu verstärken oder T-Zellen gentechnisch mit einem künstlichen Rezeptor zu versehen, um sie auf ein genau definiertes Antigen zu lenken (CAR-T-Zell-Therapie).

In Dresden liegt ein Schwerpunkt auf der Entwicklung der so genannten UniCAR-Technologie –einer Weiterentwicklung der CAR-T-Zell-Therapie, die derzeit zu den vielversprechendsten Ansätzen der Immuntherapie zählt. Bei der CAR-T-Zell-Therapie wird in die T-Zellen – weiße Blutzellen des Immunsystems – ein künstliches Molekül „CAR“ („chimeric antigen receptor“) eingebaut, das die Zellen wie ein Navigationssystem zu bestimmten Oberflächenmerkmalen von Tumorzellen leitet. Beim so genannten UniCAR-System bindet die veränderte T-Zelle hingegen nicht direkt an die Tumorzelle. Vielmehr ist zwischen Immun- und Krebszelle ein spezielles Bindeglied (Zielmodul) zwischengeschaltet, das die Bindung und damit die Immunantwort erst ermöglicht. Da die künstlich erzeugten Zielmodule kurzlebig sind, lässt sich die Aktivität der T-Zellen über die verabreichte Zielmodul-Dosis steuern und die Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen deutlich verringern.

Ein weiterer Fokus in Dresden liegt auf der Entwicklung so genannter bispezifischer Antikörper. Das Prinzip ähnelt dem eines Legosteins, der sich sowohl auf seiner Ober- wie auch auf seiner Unterseite mit anderen Steinen verbinden lässt: Künstlich erzeugte, bispezifische Antikörper können mit ihrem einen Ende an ein Oberflächenmolekül einer Krebszelle binden, mit dem anderen an Strukturen in der Membran bestimmter Immunzellen, auch T-Zellen genannt. Über diese Verbindungsbrücke können T-Zellen die Krebszelle, z.B. eine Leukämiezelle, angreifen, um diese zu zerstören. Ohne eine solche künstliche Hilfe kann das Immunsystem die Krebszellen nicht als Feinde erkennen. Mithilfe eines passenden bispezifischen Antikörpers ist es wieder in der Lage, aktiv gegen den Krebs zu kämpfen.