Dünnhäutig
Die Darstellung menschlicher Körper hat Künstlerinnen und Künstler schon immer fasziniert. In antiken Skulpturen treten sie uns als heroische Gestalten aus der griechischen und römischen Mythologie entgegen. In der christlichen Kunst ist es die Konzentration auf die Heiligen und Märtyrer, die den Gläubigen für viele Jahrhunderte die Bibelgeschichten näherbringt. Seit dem Beginn der Moderne verändert sich der künstlerische Blick auf den Körper, verbunden mit einer Suche nach neuen Entsprechungen, um Körperlichkeit in einer digitalen und postfuturistischen Welt neu zu fassen.
Eric Beier verzichtet in seinen Werken oft auf ein eindeutiges menschliches Abbild, vielmehr schafft er abstrahierte Ebenbilder bzw. materialisierte Analogien, um uns mit unserer eigenen leiblichen Beschaffenheit zu konfrontieren.
Besonders eindrücklich passiert dies in seinem großformatigen Bildobjekt, das klassisch wie ein Gemälde an der Wand präsentiert wird, aber durch seine räumliche Tiefe weit in den Betrachterraum hineinragt. Das gattungsübergreifende Werk erinnert an ein Polster einer Sofagarnitur, die schon bessere Zeiten erlebt haben mag und an verschiedensten Stellen Abnutzungsspuren, gar Verletzungen aufweist. Die Offenlegung der tiefgrünen „Oberhaut“ mit ihrer roten unteren Fassung lässt uns tief blicken, das Innenleben blitzt in seiner weichen goldenen Materialität hervor. Die Parallele zwischen Polster und Hautoberfläche ist offensichtlich, die Botschaft eindeutig: Dünnhäutig ist dieses Objekt, vulnerabel und vor allem nicht mehr heil.
Eine andere Assoziation verleitet uns dazu, dieses Polster haptisch begreifen, seine zähe und gleichzeitig flexible Oberfläche erspüren zu wollen, der Einladung des sich weich Bettens zu folgen. Nicht von ungefähr drängt sich neben dem Sofapolster die Vorstellung einer „Rettungsinsel“ auf. Verletzlich, aber unverwüstlich mag einen diese durch alle Hochs und Tiefs des Lebens tragen.
Die zweite Werkgruppe von Eric Beier thematisiert eine neuartige Bildgebungsmethode für die Krebschirurgie. Anders als die Forschenden arbeitet Beier nicht mit kurzwelligem Infrarotlicht, sondern mit UV-Licht. Das Diptychon, zwei identisch große Rechtecke in Weiß und Orange mit neongelben Gurtstrukturen, zeigt seine „wirklichen“ Bildinhalte erst bei entsprechender Beleuchtung: Piktogramme, die Inklusion und Teilhabe in dekonstruierten Chiffren ansichtig werden lassen. Eric Beier sensibilisiert uns mit diesem Werk einerseits für die oft übersehenen Belange von Menschen mit Einschränkungen, andererseits kann der Moment der „Erleuchtung“ auch ein Licht am Ende des Tunnels bedeuten.
Eric Beier (*1981 in Dresden, lebt und arbeitet in Dresden)
Der Maler und Installationskünstler ist Meisterschüler bei Prof. Christian Sery an der HfBK Dresden. Nach einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, arbeitete er am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden, bevor er Malerei und Grafik studierte. Beier wurde 2021 mit dem Sächsischen Landesstipendium für junge Künstler ausgezeichnet.
Projektpartner:innen:
Prof. Oliver Bruns, Dr. Thomas Bischof – Innovative Bildgebung für die Krebschirurgie
Abteilung für Funktionelle Bildgebung in der Operativen Onkologie, NCT/UCC Dresden
Kurzwelliges Infrarotlicht, neu entwickelte fluoreszierende Farbstoffe und innovative Kamera-Systeme sollen künftig die Bildgebung für die Krebschirurgie revolutionieren. Ziel ist es, während einer Operation Krebszellen an Tumorrändern und in Lymphknoten mit hoher Sensitivität sichtbar zu machen. Gleichzeitig lassen sich Strukturen wie Nerven und Blutgefäße in unterschiedlichen Farben markieren. Die neuartige biomedizinische Bildgebungsmethode nutzt Infrarotlicht mit Wellenlängen zwischen 1.000 und 2.000 Nanometern, das Gewebe durchsichtig erscheinen lässt, und soll die Präzision und Sicherheit in der Tumorchirurgie deutlich erhöhen.
Ulrike Knaebel, Maria Uhlig – Ganzheitliche Versorgung
Pflege Tagesklinik und Ambulanz, NCT/UCC Dresden
Das Pflegeteam der NCT/UCC-Tagesklinik und -Ambulanz begleitet Patientinnen und Patienten meist über viele Jahre bei ihrer Tumorbehandlung. Die Mitarbeitenden verabreichen Therapien, nehmen Blut ab und legen Zugänge. Sie koordinieren Termine für Therapie und Diagnostik und stehen den Betroffenen beratend zur Seite. Vielfach nehmen sie Anteil an Höhen und Tiefen der Behandlung, lachen und weinen mit den Patientinnen und Patienten. Anders als auf Station ist das Spektrum an unterschiedlichen Krebserkrankungen in der Ambulanz und Tagesklinik sehr groß, was die Arbeit besonders vielfältig und herausfordernd macht.